Unser Thorens Reference
4. Dezember 2023Accuphase E-305 Komplett-Revision
25. Januar 2024Die Feinmechanik eines Tapedecks - beinahe wie ein Uhrwerk
Das neu aufflammende Interesse an der Music Cassette lässt sich am Besten mit den Spitzengeräten aus der Hochzeit der Tapedecks bestreiten. Allerdings ist auch an diesen Präzisionsspielern der Zahn der Zeit nicht spurlos vorbeigezogen. Ob nun der Verschleiß durch intensiven Gebrauch oder aber ein Standschaden durch lange Nichtbenutzung zu einem Funktionsverlust geführt hat - so oder so verdient sich ein Bolide wie hier der AKAI GX-75 eine aufwendige Überholung.
Wir möchten Ihnen zeigen, warum die Lautwerksüberholung so arbeitsintensiv ist, obwohl tatsächlich meistens nur wenige Teile komplett ausgetauscht werden.
Übrigens - bevor es los geht - für folgende Kassettenspieler bieten wir unsere Überholungen an:
AKAI: GX-6, GX-69, GX-75, GX-95 (jeweils auch die MK2 Versionen)
Wichtig: Wir nehmen bei AKAI und BRAUN Kassettenspielern nur Geräte an, welche nicht zuvor anderweitig repariert wurden, egal ob selbst ausgeführt oder in einer Werkstatt. Aus Erfahrung müssen wir leider Geräte welche verbastelt oder kaputtrepariert wurden ablehnen, da hier keine seriöse Kostenkalkulation möglich ist.
Feinmechanik in rauer Umgebung - Grundreinigung des Herzstücks
Cassetten-Tape-Decks haben es nicht leicht. Will man bei Feinmechanischen Gerätschaften doch eigentlich tunlichst die empfindlichen Bauteile von der Umwelt abkapseln, so öffnet sich ein Tape-Deck regelmäßig dem Hausstaub und anderen Verunreinigungen.
Selbst gepflegte Geräte aus sehr sauberen Haushalten sammeln über die Jahre fleißig Staub und halten ihn in jeder Spalte und Nische fest. Kommt noch Schmierstoff wie Fett und Sinterlageröl hinzu, wird der Staub geradezu magisch angezogen.
Bei dem hier gezeigten AKAI GX-75 sind sogar die Tonköpfe von einem angewachsenen Filz überzogen. Ein störungsfreies Lesen und Schreiben ist in diesem Zustand natürlich nicht mehr möglich.
Jeder Schritt in der Demontage des Laufwerks geht also mit einer sehr gründlichen Reinigung der freigelegten Bauteile einher.
Reinigung der Capstan-Wellen - hartnäckige Anhaftung auf empfindlicher Oberfläche
Capstan-Wellen sind echte Präzisionsbauteile. Bei ihrer Herstellung müssen die Schwungmassen perfekt ausgewuchtet werden, um einen stabilem Gleichlauf zu gewährleisten. Darüber hinaus ist der Wellendurchmesser und die Sinterlagerung extrem eng toleriert, was sich nur mit einer feingeschliffenen Oberfläche bewerkstelligen lässt.
Bei der Reinigung der Wellen und Lagerbuchsen ist also äußerste Vorsicht geboten, diese Oberflächen unbeschadet von den Anhaftungen des Tapes und altem Öl zu befreien. Mit unseren Reinigungsmitteln gelingt hier ein behutsames Anlösen und Abtragen, ohne das Material anzugreifen.
Aufarbeitung des Elektromotors
Bei dem hier gezeigten GX-75 ist nicht nur die Mechanik des Fachs verharzt, sondern es liegt ein weiterer Fehler vor, welcher den Fachmechanismus am Öffnen hindert.
Oxidation an den Schleifkontakten erhöhen den Übergangswiderstand so sehr, dass die Prozessorsteuerung des Kassettenspielers Messwerte erhält, die sie durcheinander bringt. Dadurch werden Befehle für den Motor nicht ausgesandt und er wird permanent angesteuert.
Nach der Öffnung des Motors werden die Kontakte aufgearbeitet, sodass ein einwandfreier elektrischer Schluss wieder hergestellt wird.
Reinigung der Schließschalter
Die Schalterbank am Laufwerk ist nach der langen Zeit eine häufige Fehlerquelle, welche sich im unzuverlässigen Erkennen des Bandmaterials bzw. der Aufnahmesperre zeigt.
Die sehr empfindlichen Schließschalter werden an ihren kleinen Kontaktierungsflächen behutsam von Oxidationen gesäubert und anschließenden mit den entsprechenden Mittel gepflegt und so gut wie möglich geschützt.
Dazu werden die Federschalter ausgebaut und an die Reinigung anschließend wieder montiert und neu justiert.
Blockaden lösen - verharzte Fette und zähes Öl
Nach mehreren Jahrzehnten (AKAI GX-75 Baujahre 1988-1990) verändern sich Fette und Öle in ihrer Beschaffenheit. Wir erleben, dass geschmierte Stellen in der Laufwerksmechanik regelrecht verharzt sind, teilweise bis zur vollständigen Blockade. Auch Bauteile auf Achsen, wie z.B. die Andruckrollenträger, lassen sich häufig nur noch sehr schwergängig bewegen.
Wir entfernen all diese Fette und Öle und ersetzen sie durch hochwertige Produkte. Dieser Arbeitsschritt ist sehr zeitintensiv und bedarf eines behutsamen Vorgehen sowie großer Gründlichkeit.
Von Lakritzschnecken & Altreifen - altes Gummi muss ersetzt werden
Es gibt unendlich viele Gummimischungen, welche sich über die Zeit unterschiedlich verändern. Bei manchen Mischungen kommt es zu einem Verhärten und später zu einer richtigen Versprödung des Materials, andere Mischungen werden klebrig und zäh oder verlieren ihre Elastizität und Spannkraft.
Hier sehen Sie einen Antriebsriemen (als Beispiel; hier nicht aus dem GX-75), welcher die Capstan-Welle angetrieben hat. Dieser war gerissen und hatte sich komplett aufgewickelt. Die Konsistenz des Gummis war dermaßen klebrig geworden, dass er sich nur schwer abwickeln ließ - so ziemlich genau wie eine Lakritzschnecke.
Bei Andruckrollen und Idler-Wheel beobachten wir oft das Aushärten der Gummimischungen. Hier können Sie sehr anschaulich sehen, wie sich die Laufflächen versprödet haben und darüber hinaus mit Bandabrieb zugesetzt sind. Ein präzieser Antrieb mit definiertem Drehmoment ist hier absolut nicht mehr zu gewährleisten, da der Grip stark reduziert ist. Ebenso setzten solche Rollen den Bändern über die Maßen zu.
Das abgebildete Idler-Wheel zeigt neben den Versprödungen noch einen veritablen Standschaden. Das Gerät wurde längere Zeit nicht genutzt, sodass der Idler immer in der gleichen Position stand und durch die Andruckkraft der Feder eine sehr deutliche, irreversible Delle bekommen hat.
Hier kann man sagen, es gilt das gleiche wie für Autoreifen: Mit der Zeit lässt der Grip nach, das Gummi wird verschlissen und beim langen Lagern wird aus dem Rund ein Ei.
Entmagnetisieren
Nach der Montage des gesamten AKAI Laufwerks werden alle relevanten Bauteile wie Tonköpfe und Capstan-Wellen mittels Löschdrossel entmagnetisiert.
Dies Schütz die Aufnahmen auf den Bändern vor magnetischer Beeinträchtigung und Gleichfeldgeräuschen beim Abspielen.
Einmessen und Abgleichen
Das Laufwerk wird nun noch mit der Fachklappe versehen und dann zum Testen und Einmessen in das Tape-Deck eingebaut.
Wurde alles richtig gemacht, funktioniert die gesamte Mechanik, laufen die Wellen gleichmäßig und mit dem richtigen Drehmoment?
Mit unseren Einmess-Cassetten, unter anderem den original Bändern von AKAI, prüfen wir die Funktionen und stellen die Parameter für Antrieb und Tonköpfe ein.