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Wenn wir einen CD-Player zur Reparatur oder Überholung auf unsere Werkbank bekommen, dann ist in 95% der Fälle klar, wo wir ansetzen müssen - beim Laufwerk. Laser defekt, Lagerelemente verhärtet, Riemen verschlissen, und und und.....
Dieser SONY CDP-X33ES hingegen war mal eine echte Abwechslung. Laser top, Fehlerkorrektur top!
Aber warum war ein Kanal konsequent deutlich leiser als der andere? Die Antwort zeigte sich schnell beim Öffnen des Gerätes und sogar die Nase konnte schnell eine erste Diagnose stellen. Fischgeruch - hier sind Elektrolyt-Kondensatoren ausgelaufen!
Bei diesem CD-Player hat SONY zum Teil Elektrolytkondensatoren verbaut, welche nicht nur nicht langzeitstabil sind, sondern wirklich eine Gefahr für das Gerät darstellen.
Ein Wunder, dass der Player überhaupt noch gespielt hat.
Die Reparatur
Recapping, also das Austauschen von alten Elkos gehört für uns HiFi ZEILE Techniker zum absoluten Tagesgeschäft. Erfahrungsgemäß verlieren Elektrolytkondensatoren über die Zeit ihre nominellen Bauteilwerte und die Abstimmung des Gerätes verändert sich schleichend. Gelegentlich findet sich auch minimal Säure an den Bauteilbeinchen, sodass es zu oxidativen Vorgängen kommt. Die Grundlegende Funktion ist aber meist nicht gefährdet.
In diesem Fall aber haben wir es aber mit einem ganz anderen Schadensbild zu tun, welches sich auch auf der Unterseite der Platine abzeichnet.
Die Säure der ausgelaufenen Elkos hat sich durch die Lötaugen gefressen und ist auf die Unterseite durchgesickert. Zum Teil ist die Säure sogar unter den Schutzlack der Leiterbahnen gekrochen und hat das Kupfer der Bahnen angegriffen (siehe schwarze Färbung mancher Bahnen).
Normalerweise saugen wir das Lötzinn ab und legen die Bauteilbeinchen frei um das defekte Teil entnehmen zu können. Hier jedoch ist dieses Vorgehen gar nicht mehr möglich, da die Elkosäure das Lötzinn so sehr angegriffen hat, dass es unter Temperatur nicht mehr flüssig wird.
Wir müssen die Elkos also auf der Platinenoberseite abkneifen und dann die Überreste unter Temperatur mit der Zange herausziehen.
Der ganze Schaden an der Platine wir erst richtig ersichtlich, wenn das klebrig, zähe Elektrolyt aufwendig entfernt wird.
Leiterbahnen beschädigt, Drahtbrücken korrodiert, Lötaugen zerstört.
Hier setzten wir an, löten neue Brücken ein, messen alle Leiterbahnen auf Durchgängigkeit und machen die Lötaugen wieder gangbar. Natürlich ersetzten wir auch die Elkos durch hochwertige Fabrikate von Panasonic in der temepraturstabilen 105° Version. Anschließend wird die gesamte Platine noch gewaschen und versiegelt.
Nachdem wir alle Reparaturarbeiten am SONY CDP-X33ES CD-Player abgeschlossen haben, geht es noch eine Runde durch den Testparcours. Die Funktion ist nun wie zu erwarten wieder vollständig hergestellt und der Laser hat an unserer Test-CD wirklich alles gegeben mit herausragenden Messwerten. Es wäre ein Jammer gewesen, solch ein gut laufendes Gerät wegen minderwertiger Elekos aufgeben zu müssen.
Der Aufwand hat sich also wahrlich gelohnt.